Enteignung von Wohnungsgesellschaften?  –  Interview Jörn Reinecke

Immer mehr Menschen fällt es schwer, in Metropolen bezahlbaren Wohnraum zu finden. Der Trend zeichnet sich mittlerweile auch immer stärker in kleineren Städten ab. Aber wen wundert dieser Zustand? Ländliche Regionen werden verlassen, weil mehr Arbeitsplätze und Bildungsmöglichkeiten in den Metropolen aufzufinden sind. Gegenmaßnahmen um die Kehrtwende einzuleiten gibt es eine Menge. Mietpreisbremse, Mietendeckel oder Neubauprojekte. Immer mehr Spezialisten aus der Immobilienbranche äußern sich zu diesem Thema, so auch Jörn Reinecke — Vorstandsmitglied der Magna Real Estate AG aus Hamburg.

Jörn Reinecke äußert sich zur Enteignung der Wohnungsgesellschaften
Jörn Reinecke äußert sich zur Enteignung der Wohnungsgesellschaften

 

Jörn Reinecke in einem interessanten Interview

Der freie Journalist Thomas Hagedorn führte mit Jörn Reinecke ein Interview bezüglich der Wohnungsnot und ihren Aussichten:

Thomas Hagedorn: Herr Reinecke, denken Sie, dass die Maßnahmen der Bundesregierung ausreichen um die Wohnungsnot und steigende Mietpreise zukünftig zu stoppen?

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Jörn Reinecke: Nein, die Maßnahmen reichen noch nicht aus. Ein Umdenken ist gefordert. Nachverdichtung insbesondere gering besiedelter Quartiere mit erneuerungsbedürftigen Bestand sind notwendig, um die Menschen unterzubringen.

Thomas Hagedorn: Wie kann es geschafft werden das ganze schnell umzusetzen?

Jörn Reinecke: Schnell ist schwierig. Gerade in Bezug auf neue Stadtviertelkonzepte. Wir müssen uns mit dem Bestand beschäftigen.

Thomas Hagedorn: Reicht es denn aus, alleine den städtischen Bau zu verdichten?

Jörn Reinecke: Nein das reicht nicht aus. Ebenso sind innovative Quartiers- und Stadtviertelkonzepte erforderlich. Es muss mit neuen Konzepten reagiert werden.

Thomas Hagedorn: Es bestehen auch andere wirtschaftliche Konzepte. Wie zum Beispiel die Enteignung der Wohnungsgesellschaften oder die Mieten zu deckeln. Was halten Sie von diesen Vorschlägen.

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Jörn Reinecke: Diese Vorschläge werden die Probleme nicht lösen können, weil es keinen zusätzlichen Wohnraum schafft. Im Gegenteil, würden wir die Mieten deckeln würden sogar mehr Menschen in die Städte ziehen. Bei einer Enteignung wäre es ein fatales Signal in Richtung Investoren, die benötigt werden um neuen Wohnraum entstehen zu lassen.

Thomas Hagedorn: Die Wohnungsnot kommt vor allem durch den „run“ auf die Metropolen zustande. Denken Sie der „run“ wird weiterhin anhalten?

Jörn Reinecke: Davon kann man sehr stark ausgehen. Der Trend ist nicht nur in Deutschland zu erkennen sondern weltweit. Die wirtschaftliche Aktivität spielt sich in den Ballungszentren ab. Die Arbeitsmärkte, Bildungsangebote und Infrastruktur spielt dabei natürlich eine große Rolle. Das sind die Faktoren die die Menschen anzieht. In den nächsten 10–15 Jahren kann man deswegen davon ausgehen, dass der „run“ weiterhin bestehen bleibt.

Thomas Hagedorn: Danke für das interessante Interview, gleichwohl für Ihre Zeit.

Jörn Reinecke: Gern, ich bedanke mich für das angenehme Gespräch.

 

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4 Gedanken zu „Enteignung von Wohnungsgesellschaften?  –  Interview Jörn Reinecke

  • Mai 28, 2019 um 7:48 am Uhr
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    Die Enteignung von Wohnungsgesellschaften wäre ein totales Desaster. Um die Wohnungsgesellschaften angemessen zu entschädigen, müssten etliche Milliarden Euro fließen. Und trotzdem würde es keinen neuen Wohnraum geben. Außerdem würde es ein schlechtes Zeichen setzen. Wer würde denn noch in den Wohnungsbau investieren, wenn er weiß, dass er irgendwann sowieso enteignet wird. Die Knappheit lässt sich nicht lösen indem man gegen private Investoren steuert. Man muss mit Ihnen zusammen arbeiten.
    Der erste Schritt zur Besserung, wäre die Grunderwerbssteuer zu reformieren. Wir befinden uns in einer wirtschaftlich sehr guten Lage, der Staat sollte seine Gelder also nicht auf Kosten dessen beziehen, der neuen Wohnraum schaffen und somit ein großes Problem angehen will.https://www.wohneigentum.nrw/newsletter/Ausgabe-02-2019/Fuer-eine-Abschaffung-Grunderwerbsteuer.htm

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  • Mai 23, 2019 um 7:15 pm Uhr
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    Die SPD sieht in einem Mietdeckel die einzige Lösung, die unverschämt hohen Mieten in Berlin wieder bezahlbar zu machen. Einerseits muss ich (ausnahmsweise) der SPD zustimmen, aber gleichzeitig verstehe ich auch Jörg Reineckes Argument. Mittlerweile möchten immer mehr Menschen in die großen Städte ziehen, und nicht einmal die hohen Mieten halten sie von ihrem Vorhaben ab. Wie würde der Ansturm erst aussehen, wenn eine Mietdeckelung tatsächlich in Kraft treten würde?
    Wien hat für dieses Problem einen guten Ansatz gefunden, den sich der Senat in Berlin vielleicht genauer anschauen sollte https://www.google.com/amp/s/amp.tagesspiegel.de/berlin/wege-aus-der-berliner-immobilienkrise-vonwien-lernen-heisst-wohnen-bezahlbar-machen/24200532.html

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  • Mai 20, 2019 um 7:21 pm Uhr
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    @Johannes Dichter: ein paar gute Ansätze haben Sie da. Ich denke es wird es darauf hinauslaufen, dass Wohnungen in unendliche Höhen gebaut werden.
    In Berlin an der Schlossstraße ist gerade eine Wohnung in Planung, die die größte in der Stadt werden soll. Sicherlich wird es nicht lange dauern, bis dem Projekt dieser Titel durch eine noch höhere Wohnung weggenommen wird. Und das geht dann immer so weiter.

    Hier ist auch interessantes mit Herrn Reinecke: https://greys.cc/joern-reinecke-immobilien-sind-das-beste-geschaeft/
    Er ist zwar ein bisschen älter, aber nicht desto trotz noch sehr aktuell.

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  • Mai 16, 2019 um 3:33 pm Uhr
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    Vielleicht wäre eine Lockerung der strengen Bauvorschriften eine Lösung. Auch die Beschleunigung der Genehmigungsverfahren würde sich sicherlich positiv auf die Knappheit der Wohnräume auswirken.
    Jedoch würde weiterhin das Problem bestehen, dass immer mehr Menschen in Metropolen ziehen möchten. Wieso also nicht einfach die Grunderwerbssteuer in schrumpfenden Städten und Gemeinden verringern?

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