Michael Oehme – Knappheit von Sonnenblumenöl in der Schweiz

Warum die Knappheit von Sonnenblumenöl in der Schweiz kein Thema ist – von Michael Oehme, Unternehmensberater der CapitalPR AG, St. Gallen.

Michael Oehme - Knappheit von Sonnenblumenöl in der Schweiz
Michael Oehme – Knappheit von Sonnenblumenöl in der Schweiz

 

„Man kann die Vorbildfunktion der Schweizer kaum besser beschreiben als mit dem Beispiel ‚Sonnenblumenöl‘. Anders als in Deutschland besteht in der Schweiz hieran erkennbar kein Mangel: Der Schweizer ist schlicht gelassener (und hamstert nicht). Er ist nicht einseitig abhängig wie Deutschland, legt also Wert auf Unabhängigkeit vom Ausland und hat auch entsprechend vorgesorgt. Daher ist auch Benzin derzeit überwiegend günstiger als in Deutschland“, sagt Unternehmensberater Michael Oehme.

 

 Breit aufgestellte Lieferketten und Pflichtlager

Die Ukraine und Russland gehören zu den wichtigsten Exportländern von Sonnenblumenöl. Laut dem Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie Deutschland (Ovid) stammten 2020 51 Prozent des weltweit exportierten Sonnenblumenöls aus der Ukraine und weitere 27 Prozent aus Russland. Deutschland ist belastet durch eine starke Abhängigkeit von ukrainischem Sonnenblumenöl. Ovid warnt genau vor dieser Abhängigkeit. Das Schweizer Pendant, der Ölmühlenverband Swissolio, sieht es dagegen gelassener und hält die Versorgung der Schweizer – zumindest absehbar – für sichergestellt. Die Regale sind denn auch voll, wie die deutsche Presse bestätigt. Laut Swissolio seien die Lieferketten in der Schweiz breiter aufgestellt. Nur rund zehn Prozent des Sonnenblumenöls stammten von Importen aus Russland oder der Ukraine. Sonnenblumenöl liesse sich ausserdem problemlos durch Rapsöl ersetzen. Und da sei die Schweiz mit einer Quote von 80 bis 90 Prozent praktisch autark. Somit drohe keine Notlage. Schließlich hat die Schweiz auch noch ein „Pflichtlager“ mit rund 35.000 Tonnen Speiseöle und -fette. 20 Prozent hiervon, rund 7000 Tonnen, könnten problemlos schnell abgerufen werden. Die entspannte Versorgungslage hat also mehrere Gründe. Versorgungssicherheit ist in der Schweiz zudem verfassungsrechtlich verankert und wird regelmäßig im Rahmen von Volksentscheiden diskutiert.

 

Michael Oehme zur unabhängigen Energieversorgung

Während man die Versorgungssicherheit mit Nahrung in der Schweiz weitgehend selbst organisieren kann, ist dies für die rohstoffarme Schweiz bei der Energieversorgung schwieriger. Dennoch hat die Schweiz seit der Ölkrise 1973 Jahr für Jahr mehr an ihrer Unabhängigkeit im Hinblick auf die Energieversorgung gearbeitet. 2019 stammte der Strom aus Schweizer Steckdosen zu rund 75% (2018: 74%) aus erneuerbaren Energien: Zu 66% aus Großwasserkraft und zu rund 8.4% aus Photovoltaik, Wind, Kleinwasserkraft und Biomasse. 19% stammten aus Kernenergie und knapp 2% aus Abfällen und fossilen Energieträgern. Generell hat dabei auch die Schweiz den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen, geht diesen Ausstieg aber gemächlicher an. Wie alles, wollen auch solche Entscheidungen in der Schweiz wohlüberlegt sein und sind kein Beispiel populistischen, politischen Handelns. Dabei steigt beispielweise auch die Zahl der Elektrofahrzeuge seit Jahren in der Schweiz kontinuierlich an. Tesla hatte sich die Schweiz ausgewählt, die Stromversorgung auf allen relevanten Strecken sicherzustellen. Zugestanden, in der flächenmässig überschaubaren Schweiz, ist dies auch nicht so eine Herausforderung. Dass die Schweiz hier früher infrastrukturell aufgestellt war als Deutschland, soll dennoch erwähnt werden. Und der Trend geht weiter: Über 13 Prozent der Neuzulassungen von Neuwagen im letzten Jahr waren laut dem Importeuren-Verband Auto Schweiz reine «Stromer». Ganz vorne mit dabei das «Model 3» von Tesla. Das Tesla «Model 3» führe damit als erstes Nicht-Verbrennerfahrzeug der Geschichte die Schweizer Verkauf-Charts für das Jahr 2021 an.

 

Michael Oehme: Tesla «Model 3» führt die Schweizer Verkauf-Charts 2021 der Nicht-Verbrennerfahrzeuge an
Michael Oehme: Tesla «Model 3» führt die Schweizer Verkauf-Charts 2021 der Nicht-Verbrennerfahrzeuge an

 

Besondere Charakterzüge

Von Aussen, vom Ausland betrachtet, erfüllen Schweizer (wie die ganze Schweiz) viele Klischees: Schokolade, Berge, Uhren und nicht zuletzt die Banken, deren Image noch immer nicht „sauber“ ist, auch wenn die Schweizer Banken mit denen der Vergangenheit nichts mehr zu tun haben. Und über die Vergangenheit schweigt ohnehin des Sängers Höflichkeit, eine Redensart, deren Herkunft nicht ganz klar ist. Vielleicht sind es die besonderen Charakterzüge, die den Schweizer „besonders“ machen: Seine Bescheidenheit, die fast schon an Selbstverleugnung grenzt, wie es Wolfgang Koydl in seinem Buch „Die Besser-Macher“, ein äusserst lesenswertes Buch über die Schweiz und seine Bürger, aufgreift. Schliesslich möchte man seinem Gegenüber ja auch die Chance geben, die Genialität des Gesprächspartners selbst zu erkennen. Was Hand in Hand geht mit einem wenig zur Schau gestellten Selbstbewusstsein, wenngleich Schweizer durchaus selbstbewusst sind. Dies ist einer der Gründe, weshalb viele neureiche Deutsche immer wieder ungebremst ins Messer laufen. Klappern gehört nur in Deutschland zum Handwerk, um eine weitere Redensart aufzugreifen. Der Schweizer vollbringt in aller Ruhe und vor allem still sein Tagwerk. In vielerlei Hinsicht. Nicht zuletzt konnte der Gotthard-Basistunnel 2016 früher und günstiger als geplant fertiggestellt werden. Focus-Gastautor Christoph Engl: „Man zeigt der Welt, was Präzision und kluge Planung können und baut darauf den Nationalstolz auf. Zu Recht.“

 

Michael Oehme – Unternehmensberater der CapitalPR AG – St. Gallen

 

Michael Oehme - Unternehmensberater der CapitalPR AG - St. Gallen
Michael Oehme – Unternehmensberater der CapitalPR AG – St. Gallen

 

Der Unternehmensberater Michael Oehme ist Aficionado der Schweiz, 2011 wanderte er nach St. Gallen aus. In seiner Zeit in Deutschland studierte er Betriebswirtschaft, etablierte sich als Immobilien- und Finanzjournalist und wurde zum gefragten Redner und Schriftsteller von Fachbüchern. Vor allem sein Vortrag: „Ist die Schweiz ein Vorbild, von dem Europa lernen kann?“, gilt als äußerst gefragt. Die Hauptbedeutung seiner Fachberatung, die er hauptsächlich bei der Capital PR AG – St. Gallen ausführt, besteht darin Privatpersonen, sowie Unternehmen bei der Ansiedelung in die Schweiz zu beraten. Außerdem unterstützt Michael Oehme als anerkannter Immobilienexperte unter anderem Schweizer Immobilienunternehmen in den Aspekten: Verwirklichung von Erfolgsstrategien und der klaren strategischen Ausrichtung und Positionierung.

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